Die Ostgoten, Das goldene Zeitalter Theoderichs

Im Zuge des Niedergangs der Hunnenherrschaft nach dem Tode Attilas befreiten sich die Gepiden und andere unterworfene Völker 454 in der Schlacht am Nedao vom hunnischen Joch. Die Goten hatten dabei immer noch auf Seiten der Hunnen gekämpft, gewannen aber durch deren Niederlage ebenfalls ihre Unabhängigkeit (nach Ansicht einiger Forscher bildeten sich erst jetzt die Ostgoten als eigene Gruppe). Während sich die Reste der Hunnen in den Osten zurückzogen, schlossen die Ostgoten schließlich einen Föderatenvertrag mit dem Römerreich und siedelten sich in Pannonien an. 469 schlugen sie eine Allianz mehrerer feindlicher Stämme unter Führung des Skiren Edekon in der Schlacht an der Bolia. Der Sohn des Ostgotenkönigs Thiudimir, Theoderich, kam als Geisel an den Hof in Konstantinopel (wohl von 459 bis 469). Nach seiner Entlassung erkämpfte er sich die Herrschaft über einen Teil der Ostgoten auf dem Balkan und wurde 474 deren König.

Dennoch gab es auch Ostgoten in oströmischen Diensten, wie etwa den Heermeister Theoderich Strabo, den Rivalen des vorher genannten Theoderich. Erst nach dem Unfalltod Strabos 481 konnte sich Theoderich der Große endgültig durchsetzen.

Im Auftrag des Kaisers Zenon, der den Amaler gerne loswerden wollte, zog Theoderich 488 mit dem Großteil der Ostgoten nach Italien, um Odoaker zu vertreiben, welcher 476 Romulus Augustulus abgesetzt hatte und als Patricius das Land regierte. Die Goten marschierten 489 in Italien ein. Theoderich sollte Rom und Italien für das Imperium zurückerobern, bis der Kaiser selbst in den Westen kommen würde. Die fünfjährige Rabenschlacht (Schlacht um Ravenna) begann. Am 5. März 493 ermordete Theoderich Odoaker in Ravenna, obwohl sich beide bereits verständigt hatten. Fortan herrschte Theoderich als princeps Romanus und „an Stelle des Kaisers" über Italien -- Ostrom musste dies wohl oder übel hinnehmen. 497 kam es dann zu einer vorläufigen Einigung zwischen Ravenna und Konstantinopel, wobei sich die Duldung der gotischen Herrschaft aus Sicht des Kaisers wohl nur auf Theoderich, nicht auf etwaige Nachkommen bezog.

Nach Ausschaltung der Konkurrenz im eigenen Lager war die Herrschaft Theoderichs gekennzeichnet von der Anknüpfung an die spätantike Verwaltungspraxis in Italien, vom Bestreben um einen Ausgleich zwischen Goten und Römern (die Arianer bzw. Katholiken waren) und die Konsolidierung der Macht (Heirats- und Bündnispolitik). Er konnte jedoch nicht die Etablierung der fränkischen Herrschaft über Gallien verhindern; nur die Mittelmeerküste blieb auch nach 507 zunächst gotisch. 511 machte er sich zum König über die vier Jahre zuvor von den Franken besiegten Westgoten, während es im Inneren zu einer kulturellen Spätblüte Italiens kam. Die letzten Jahre des Theoderich wurden überschattet von Fehlentscheidungen wie der Hinrichtung des Boethius. Theoderich starb schließlich am 30. August 526, wobei zahlreiche Legenden über seinen Tod entstanden. Sein Grab in Ravenna ist leer.

Die Zeit danach war chaotisch: Als Vormund des designierten, aber erst 10-jährigen Nachfolgers Athalarich, regierte Theoderichs Tochter Amalasuntha. Ihr Vetter Theodahad entmachtete sie jedoch 534. Ostrom griff unter dem energischen Kaiser Justinian I. in den Kampf ein: Der oströmische Feldherr Belisar landete 535 auf Sizilien und stieß rasch bis nach Rom vor. Die rebellierenden Goten stürzten Theodahad und erhoben 536 Witichis zum König, der Belisar bis 540 standhalten konnte. Doch im Mai 540 zog Belisar in Ravenna ein und nahm den König gefangen: Die Ostgoten schienen besiegt.

Die Reste des Gotenheeres erhoben aber 541 Totila zum König, dem es dann völlig überraschend gelang, innerhalb kurzer Zeit größere Teile Italiens zurückzuerobern. Offenbar hatten sich die kaiserlichen Beamten in kürzester Zeit so unbeliebt gemacht, dass Totila viele Anhänger fand. In den folgenden zehn Jahren wurde das Land durch den Krieg so gründlich verwüstet, dass diese Katastrophe das Ende der spätantiken Kultur Italiens bedeutete; es tobte ein grausamer Krieg mit wechselndem Glück. Auch der erneut entsandte Belisar konnte aufgrund zu geringer Truppenstärke -- die kaiserliche Hauptarmee war durch einen Krieg gegen die persischen Sassaniden gebunden -- keine Entscheidung herbeiführen und wurde schließlich wieder abberufen. 552 wurde die neue oströmische Italienarmee (etwa 30.000 Soldaten) dann von Narses angeführt, der Totila 552 in der Schlacht von Busta Gallorum entscheidend schlug (Tod Totilas).

Mit Teja endete im Herbst 552 in der Schlacht am Milchberg die ostgotische Agonie. Die meisten Goten unterwarfen sich Narses. Die überlebenden Goten wurden teils zu oströmischen Untertanen, teils leisteten sie an einigen Orten noch bis 562 hinhaltenden Widerstand, und teils schlossen sie sich den Franken und Langobarden an.
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